Einzelkämpfer? Wie Lehrer im Schulalltag besser bestehen können.



Einzelkämpfer? Wie Lehrer im Schulalltag besser bestehen können.


Chaos im Klassenzimmer, schwierige Schüler und Eltern, laute Klassen. Lehrer stehen unter Druck. Burnout und Erschöpfung sind die Folge. Doch wer hilft den Lehrern?
(Auszugsweises Zitat:)

"Lehrer sind stark belastet. Das geht auch aus einer aktuellen Studie der Deutschen Angestellten Krankenkassen hervor: Jeder fünfte Lehrer geht davon aus, dass er wegen angeschlagener Gesundheit vorzeitig in Ruhestand gehen muss. (…) Das Ergebnis der DAK-Studie: Jeder dritte Lehrer fühlt sich durch seine Arbeit emotional hoch beansprucht.

"Zeitdruck, fehlende Erholungspausen und große Leistungsunterschiede bei den Schülern belasten die Lehrkräfte am meisten." Dr. Cornelius Erbe, DAK

Teamarbeit, Meetings und Fortbildungsseminare sind in Wirtschaftsunternehmen an der Tagesordnung, in Schulen hingegen die Ausnahme. Der Lehrer als Einzelkämpfer ist die übliche Praxis. Darunter leiden auch die Schüler.



"Ein Problem des Lehrerberufs ist die Tatsache, dass wir häufig alleine sind. Wir stehen alleine vor 30 oder 33 Kindern. Das ist eine Situation, die wir jeden Tag haben und die sehr anstrengend ist."
Matthias Müller, stellvertretender Schulleiter am Gymnasium Kirchheim

Lehrer beklagen sich über immer schwierigere Kinder und Eltern und darüber, dass sie auf diese erzieherischen Aufgaben zu wenig im Studium vorbereitet werden. Die Leistungsunterschiede in den Klassen sind groß – aber ein einzelner Lehrer kann darauf kaum Rücksicht nehmen. Immer häufiger sind Pädagogen auch mit Schülern konfrontiert, die eigentlich zusätzliche Betreuung bräuchten: Hyperaktive, Legastheniker, Schüler mit Teilleistungsstörungen. (…)

Im Stundendeputat der Lehrer sind keine Stunden vorgesehen für Absprachen über schwierige Schüler oder für mehr Abstimmung im Lehrplan. Teamarbeit ist der Initiative einzelner Schulen überlassen. Das Gymnasium Kirchheim zum Beispiel setzt seit einigen Jahren verstärkt auf Team-Arbeit auf allen Ebenen: die Fachlehrer der fünften, sechsten und siebten Klassen entwerfen gemeinsame Schulaufgaben, damit es für die Schüler gerechter zugeht. Kommt ein Lehrer mit einer Klasse nicht zurecht, kann er eine sogenannte „Zeit für Lehrer“- Stunde einberufen und sich mit Kollegen beratschlagen. (…)

Coaching – der Blick von außen

Nur selten lassen sich Lehrer – jenseits der Ausbildung – beim Unterrichten von Fremden über die Schulter schauen. Doch vielen tut es gut, einfach mal Dampf abzulassen und sich mit anderen auszutauschen. An manchen Schulen gibt es dafür sogenannte Lehrer-Coachings. Im geschützten Raum dürfen Lehrer auch mal Mensch sein und Schwächen zugeben: 
Wie motiviere ich die Schüler für mein Fach, obwohl sie es in der Prüfung nicht brauchen? Wie schaffe ich es, meine Klausuren rechtzeitig vor Notenschluss zu schreiben? Was soll ich tun, wenn sich Schüler beschweren, ich würde die Handy-Regelung nicht gerecht anwenden?

Auch für Coaching-Angebote gilt: Diese Art von Lehrerfortbildung ist der Privatinitiative der Pädagogen überlassen. Meist bezahlen sie die Coaches selbst. Das (Bayerische) Schulministerium beispielsweise kann keine Angaben machen, wie viele Coaching-Gruppen es an Schulen überhaupt gibt.


G. Knetsh  04.2012  
Quelle: Bayerischer Rundfunk

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